Stuttgarter Zeitung: Weingut plant Neubau im Außenbereich

Aaron und Julia Schwegler wollen ihren Betrieb von der Korber Ortsmitte nach Beinstein verlagern. Den geplanten Neubau im Außenbereich sehen manche im Waiblinger Gemeinderat kritisch.

Von Annette Clauß

05.02.2021 - 16:44 Uhr

Waiblingen/Korb - Zu der Zeit, als Aaron Schweglers Großeltern ihr Haus in Korb gebaut haben, war das Gebäude ein Aussiedlerhof. Heute liegt das Weingut Schwegler mitten im Ort, neben dem Freibad. Kein optimaler Platz für einen landwirtschaftlichen Betrieb, in dem auch gearbeitet wird, wenn für andere Menschen Feierabend und Ruhe angesagt sind. „Wir sind unseren Nachbarn dankbar, dass sie das bisher mitgemacht haben“, sagt Aaron Schwegler, der das Weingut seit 2016 zusammen mit seiner Frau Julia betreibt.

Obendrein reicht laut Aaron Schwegler der Platz hinten und vorne nicht aus. Denn das Gebäude in der Steinstraße sei für einen Betrieb mit rund 1,5 Hektar Rebfläche ausgelegt. Mittlerweile bewirtschaften die Schweglers aber fast zwölf Hektar, zeitweise müssen sie bis zu vier Jahrgänge gleichzeitig lagern. Die Folge: „Wir haben vier Produktions- und Lagerstandorte.“

Der Wunsch ist ein zentraler Standort

Da bleibt viel Zeit auf der Strecke. Die Familie plant daher, ihren Betrieb an anderer Stelle, an einem zentralen Standort, anzusiedeln. Der liegt auf Waiblinger Gemarkung – an der Straße von Beinstein nach Korb. „Wir haben an der Stelle schon einen Maschinenschuppen“, erklärt Aaron Schwegler, der im neuen Betriebsgebäude von der Traubenannahme bis zum Verkauf alles unter einem Dach vereinen will. Am neuen Standort sollen Interessierte nach dem Beispiel der gläsernen Produktion Einblicke in die Arbeit des ökologisch arbeitenden Weinguts bekommen.

Dass sich das Bauvorhaben im Außenbereich befindet, halten nicht alle Mitglieder des Gemeinderats Waiblingen für gut. „Die Pläne klingen schlüssig, und das Vorhaben ist wohl nicht vermeidbar“, sagte Iris Förster von der Fraktionsgemeinschaft Alternative Liste/Grüne/Tierschutzpartei (Agtif). Trotzdem sei bedauerlich, „dass so klammheimlich Beinstein und Korb zusammenwachsen und Freiflächen zugebaut werden“. Auch Urs Abelein (SPD) befürchtet, „dass dies langfristig zu Zersiedelung führt“. Da das Bauvorhaben als privilegiert gelte, dürfe das Weingut seine Betriebsstätte im Außenbereich auf eigenen Flächen erstellen, entgegnete der Baubürgermeister Dieter Schienmann.

Gemäß einer Vereinbarung ist für die Wasser- und Abwasserversorgung sowie die wegemäßige Erschließung die Gemeinde Korb zuständig. Die Kosten für die zu verlegenden Leitungen muss Aaron Schwegler tragen. Angefahren werden soll das Weingut aus Korb – über die Steinstraße und den Belzerweg. Im Belzerweg muss Aaron Schwegler zwei Ausweichbuchten erstellen lassen und diese kostenfrei an die Stadt Waiblingen übertragen.

„Wir werden zustimmen, weil wir nichts dagegen tun können“, erklärte Alfonso Fazio (Agtif) zum Beschlussvorschlag. Laut Michael Stumpp (CDU) sieht dessen Fraktion das Vorhaben positiv: „Wir freuen uns, dass wir eines der Topweingüter bekommen.“

Er verstehe, dass es Einwände wegen des Neubaus im Außenbereich gebe, versichert Aaron Schwegler, der betont: „Weder mein Betrieb noch ich als Person sind privilegiert, sondern das Bauvorhaben.“ Das heiße, es müsse der Betriebsentwicklung und den bewirtschafteten Flächen dienen. Zum Thema Flächenversiegelung sagt Schwegler: „Das ist eine berechtigte Sorge, es ist grundsätzlich richtig, sich über Flächenverbrauch Gedanken zu machen. Aber er dient hier der Bewirtschaftung langfristig nicht versiegelter Flächen.“

Begrüntes Dach und Bruchsteinmauern

Ein großer Teil des Neubaus werde von der Fahrstraße aus kaum zu sehen sein, weil aufgefüllt und bepflanzt werde, auch das Dach solle über fast die gesamte Fläche begrünt werden. Am Standort geplant seien zudem Ausgleichsmaßnahmen, sagt Schwegler. Im vergangenen Jahr habe an der Stelle, wo sich künftig die Bodenplatte der Betriebsstätte befinden solle, Mais gestanden – ein toter Acker. „Ich glaube, dass die Fläche dank der Sträucher und Bäume, die wir dort pflanzen, und den Bruchsteinmauern, die wir bauen wollen, lebendiger sein wird, als sie es heute ist.“