Waiblinger Kreiszeitung: Eisheilige: Wengerter klagen über erhebliche Frostschäden

"Die Eisheiligen haben dem Remstal und der gesamten Region am frühen Morgen Minusgrade und teils erhebliche Frostschäden an den Reben beschert. Beim Weingut Medinger in Kernen-Stetten schätzt man den Schaden auf zehn bis 20 Prozent, so Barbara Medinger-Schmid. Auch in Schnait sind die Schäden riesig, so Aaron Schwegler vom Weingut Schwegler: „Das ist grausam und tut so weh!“.

In der Stettener Häderlage wächst der Schwarzriesling, der zu Rosé verarbeitet wird. Den letzten großen Schaden durch Frost gab es dort im Jahr 2017, bei dem auch der Staat mit Hilfen unterstützte. Anfang dieser Woche sind wiederum die Reben in Kernen-Stetten zum großen Teil erfroren. Die Pflanzenzellen waren aufgrund des milden Frühjahrs vierzehn Tage zu früh dran, was ihnen, so Barbara Medinger nun zum Verhängnis geworden sei.

Von Montag auf Dienstag fiel die Temperatur auf minus 2 Grad. Dadurch gefriert das Wasser in den Zellen, welche dann platzen. Allerdings: Die geplatzten Zellen kann man erst bis zu drei Tage später erkennen, so dass erst jetzt, am Freitag, der genaue Schaden begutachtet werden konnte.

Barbara Medinger-Schmid kann nur noch hoffen, dass die Reben noch gerettet werden können. Aaron Schwegler vom Korber Weingut Schwegler ist nur per Handy erreichbar, weil er ständig in seinen Weingärten unterwegs ist, um Schäden zu begutachten.

Korb selbst ist wohl glimpflich davongekommen, auch in den Groß- und Kleinheppacher Weingärten sei man wohl mit einem blauen Auge davongekommen, meint Schwegler. Dort habe es in den entscheidenden Momenten während der Frostnächste zu Beginn der Woche Nebel gehabt, der die Weinstöcke geschützt hat.

An manchen Flurstücken 100 Prozent Verlust

Das bestätigt auch Jens Zimmerle vom Weingut Zimmerle. Am Dienstagmorgen habe es gedämmert, aber dann sei der Nebel aufgekommen. Er selbst sei daher ohne Sorgen gewesen, zumal auch die Scheiben in Korb nicht beschlagen gewesen sein. Doch als er mittags rauskam, musste er doch an einigen Stellen, wo sich wohl kein Nebel gebildet hatte, schwere Schäden feststellen. An manchen Flurstücken habe man hundert Prozent Verlust. „Da sind sogar die Frostruten erfroren, das habe ich noch nie gesehen.“ Die Frostruten bleiben eigentlich am Stock als „Reserve“, falls die Hauptruten erfrieren.

Richtig übel hat es wohl Schnait erwischt. Schwegler muss feststellen, dass es dort eben nicht nur die üblichen Frostlöcher erwischt hat, in denen sich bekanntermaßen die Kaltluft sammelt. Die Schäden gehen wohl von den tieferen Lagen bis hinauf nach ganz oben. Dort habe vermutlich der Nebel als Schutz komplett gefehlt.

Das Ausmaß für die Ertragsmenge ist noch ungewiss

Schwegler spricht dabei nur von den Flurstücken seines Betriebs. Es sei noch gar keine Zeit gewesen, mit den Schnaiter Wengerter-Kollegen zu reden. Aber auf seinem Gebiet sehe es im Moment so aus, dass auf etwa 70 Prozent der Flächen 80 bis 100 Prozent der Weinstöcke betroffen seien.

Man sehe das an den Schäden bei den Blättern, welche erst jetzt nach drei Tagen zutage treten. Ob und in welchem Ausmaß das dann zu Verlusten an der Ertragsmenge führe, könne man jetzt noch nicht genau beziffern. Da müsse man abwarten bis in den Juni, denn dann könne man sehen ob und wie viele Fruchttriebe noch nachwachen. Darum sei es schwer zu sagen, wie hoch die Verluste an Trauben seien, er rechne aber aus den Erfahrungen des Jahres 2017 mit bis zu zwanzig Prozent. Das sei natürlich nur eine momentane Schätzung und könne nach oben oder unten abweichen.

Aaron Schwegler vermag sich da nur noch in galligen Galgenhumor zu retten: „Hagel brauchen wir jedenfalls keinen mehr.“ "